Weinbau in Saale-Unstrut


Früheste urkundliche Erwähnung des Saale-Unstrut Weinbaues anno 998, als der Sachsenkaiser Otto III. den Benediktaner Kloster Memmleben die Stadt Wiehe übereignete. Erste urkundliche Nachricht über Weingärten im Elbegebiet anno 1082 aus dem Kloster Pegau.

Ab dem 12. Jahrhundert bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts erlebte der Weinbau hier dank der Zisterzienser und anderen Mönchorden eine unvorstellbare Blütezeit. Alle nur halbwegs geeigneten Hänge waren damals mit Reben bepflanzt, so dass der Gesamtumfang auf 10.000 ha geschätzt wird. Erfurt mit 30.000 Einwohnern im Jahre 1620 bewirtschaftete mehr als 2.000 ha Rebanlagen, von denen heute keine Spur mehr vorhanden ist.

Die Universitätsstadt Jena besass in den Jahren 1406 bis 1542 mehr als 700 ha Rebflächen. Stadtwappen und Grenzsteine auf der 1480 festgelegten Stadtgrenze, die eine Traube zeigen, weisen noch heute darauf hin. Nach dieser Blütezeit trat dann zur Zeit der Bauernkriege, hauptsächlich in und nach dem 30jährigen Krieg, ein starker Rückgang ein.

Den letzten und schwersten Schlag erhielt dieser Restweinbau, als die aus Amerika eingeschleppten Großschädlinge "Peronospora, Oidium und die Reblaus" Ihr zerstörerisches Werk begannen. Die Reblaus wurde 1887 zum ersten Mal in Freyburg entdeckt. Zu Beginn des 19. Jahrunderts hat man den niedrigsten Stand der Rebanlagen mit rund 75 ha verzeichnet. Nach dem ersten Weltkrieg begann ein Wiederaufbau, ausschließlich mit Propfreben, kam aber nur stockend voran, da die Weine aus dem Westen Deutschlands vom Rhein und seinen Nebenflüssen eine starke Konkurrenz darstellten.

Nach dem zweiten Weltkrieg nahm der Staat sich des Weinbaues an und reihte ihn in die Planwirtschaft ein. Aufgrund eines Ministerratbeschlusses 1963 begann eine Neuanpflanzung hauptsächlich in den verstaatlichten Betrieben. Terrassierte Weinberge umfassen etwa 40%. Charakteristisch für diese Weinlandschaft, vorallem dort, wo die Terrassen vorherrschen, sind Weinberghäuser, wie man sie an Rhein und Mosel selten findet. Sie dienen und dienten den Winzern zur Aufbewahrung der Geräte, für Beobachtungszwecke zur Zeit der Traubenreife und oft zum Keltern. Einige der älteren meist zweistöckigen Winzerhäusern stammen sicherlich noch aus der Zeit "Halbberge", Weinberge, die dem Winzer gegen die Hälfte des Ertrages überlassen waren. Die Reben stehen an Saale-Unstrut auf Muschelkalk, Buntsandstein der Triasformation, Löß, Kies und Tonschiefer.

Rund 700 Winzer liefern ihre Trauben an die Winzergenossenschaft Freyburg, zum geringeren Teil auch die Kellerei des Landesweingut Kloster Pforta in Bad Kösen. Die bekannte Rotkäppchen-Sektkellerei in Freyburg verarbeitet auch einheimische Grundweine. Die 3 Kellereien bieten Probe- und Einkaufsmöglichkeiten.

Die wichtigste Rebsorte ist der Müller-Thurgau (37%), gefolgt vom Silvaner (28%), alle anderen Rebsorten liegen unter 10% (Bacchus, Gutedel, Weißburgunder, Riesling, Traminer und Kerner). Rote Rebsorten werden zu 5% angebaut, wobei der Portugieser mit 4% überwiegt.

Die Erzeugerabfüllungen sind trocken, kräftig, kernig, sortenecht und einheitlich gebietstypisch in ihrer betonten, stoffigen Säure. Dank der geringen Ertragsmenge, die pro Hektar oft unter 40 hl liegt, haben sie einen hohen Extraktgehalt. Die Lagennamen, die von überlieferten Flurnamen stammen, sollen in Zukunft wahrscheinlich geändert werden, auch sind Zusammenlegungen von Lagen im Gespräch. Die gegenwärtig gültigen Lagennamen stehen bei den Orten (Alrich, Burgscheidungen, Burgwerben, Dorndorf, Eulau, Freyburg, Goseck, Großheringen, Großjena, Höhnstedt, Kaatschen, Naumburg, Saalhausen, Schulpforta, Steigra und Zeuchfeld).


(Quelle Hans Ambrosi/wine book)